Light Cone gehört zu den größten und bekanntesten Experimentalfilm-Archiven Europas – es vertritt etwa 650 Filmemacher und lagert knapp 5000 Filme. Der von Yann Beauvais und Miles McKane gegründete gemeinnützige Verein fördert, verleiht und bewahrt seit 1982 den experimentellen Film. Vom 25. bis 27. Oktober 2014 präsentieren wir nun erstmals in einer eigenen Filmreihe den reichen Archivbestand in Frankfurt am Main.
Die sechs Programme im Deutschen Filmmuseum (Schaumainkai 41, 60596 Frankfurt) am 25. und 26. Oktober stellen verschiedene Aspekte der Sammlung vor. Schwerpunkte sind einerseits die Geschichte des Archivs und die dadurch abgebildete Geschichte des internationalen Experimentalfilms, andererseits dessen aktuelle weltweite Entwicklung, wie sie anhand der jüngsten Sammlungsergänzungen zu verfolgen ist. Dabei wird jeweils deutlich, wie Light Cone die Karrieren einzelner Filmemacher gefördert hat und dadurch selbst an internationaler Anerkennung gewann.
Zur Eröffnung spricht Christophe Bichon, der Sammlungsleiter von Light Cone, über die Geschichte und Entwicklung des Archivs. Die weiteren Programme werden präsentiert von Filmwissenschaftler Vincent Deville, Regisseurin Gisèle Rapp-Meichler, Karola Gramann und Heide Schlüpmann von der Kinothek Asta Nielsen e.V. sowie Louise Burkart vom Filmkollektiv Frankfurt
Eine Broschüre (3 €) enthält das vollständige Programm, Interviews mit Vertretern von Light Cone und Artikel zu einzelnen Filmen.
Einzelkarte 7€ / 5€ (erm.), Dauerkarte 35€ / 25€ (erm.) – Reservierungen unter 069 / 961 220 220 (Betrifft nur die Vorstellungen im Deutschen Filmmuseum)
Eine Zusatzvorstellung mit dem Experimental-Kultfilm der 1980er Jahre, L’ANGE von Patrick Bokanowski, findet statt am Montag, 27. Oktober um 20:30 Uhr im Studierendenhaus auf dem Campus Bockenheim (Mertonstraße 26-28, 60325 Frankfurt). Der Eintritt kostet hier 2,50€.
Samstag, 25. Oktober 2014
16:00 Die Geschichte von Light Cone anhand seiner Filme
1930-2001, zusammen 65 Min. 16mm und 35mm. OF
Die Geschichte der Sammlung von Light Cone ist in ihrer Entstehung und Entwicklung von zahlreichen Werken und Künstlern geprägt. Filme aus verschiedenen Ländern und Epochen, beispielsweise von Len Lye, Robert Breer, Stan Brakhage und Maurice Lemaître, haben Light Cone beeinflusst und bereichert.
Eingeführt von Christophe Bichon (in englischer Sprache)
18:00 Der Schnitt im Avantgarde-Film
USA 1968-1970. zusammen 75 Min. 16mm. OF
Schnitte werden im Avantgarde-Film häufig benutzt, um die Sprache und ihre Bedeutung außer Kraft zu setzen, so geschehen beim Filmemacher Paul Sharits, der seine Filme hauptsächlich als non-verbale Experimente verstanden hat, wie z.B. T,O,U,C,H,I,N,G (1968). Mit ZORN’S LEMMA (1970) schlägt Hollis Frampton eine langsame, aber unerbittliche Zerstörung des Alphabets vor. Zwei Klassiker des filmischen Strukturalismus.
Mit einem Vortrag von und einer Diskussion mit Vincent Deville (in englischer Sprache)
20:30 Das 16mm-Format in den 2000er Jahren (I)
2001-2013, zusammen 77 Min. 16mm. OF
Nur wenige Regisseure arbeiten heute noch mit Zelluloid und noch weniger mit dem Format 16mm. Dieses Programm stellt verschiedene Aspekte der Produktion der letzten Jahre vor; eine Arbeit über die Materialität des Films und dessen Zerstörung, die K-Serie von Frédérique Devaux, zwei Werke von Peter Miller, eine Animation und Collage von Francien Van Everdingen, einen früheren Film von Mary Helena Clark, einen experimentellen Thriller von Deborah Stratman und schließlich eines der letzten Werke von Nathaniel Dorsky.
Eingeführt von Louise Burkart
Sonntag, 26. Oktober 2014
12:00 Paris in den 1970er Jahren
FR 1975-1980, zusammen 80 Min. 16mm. OF und OmU
Die ersten Filme von Gisèle und Luc Meichler, Pamphlet-Essays und visuelle Gedichte, ermöglichen eine filmische Reise in die Zeit der Experimentalfilm-Genossenschaften im Paris der 1970er Jahre.
Eingeführt von Gisèle Rapp-Meichler
17:00 Rose Lowder und Cécile Fontaine
FR 1982-2011, zusammen 70 Min. 16mm. OF
Vorgestellt werden zwei Künstlerinnen, die sich den Konventionen des Kunstmarkts verweigern. Die Filme von Rose Lowder und Cécile Fontaine sind phantastische und auf subtile Weise spektakuläre Filme. Hierzulande wurden sie bisher kaum gezeigt.
Eingeführt von Karola Gramann und Heide Schlüpmann
19:00 Das 16mm-Format in den 2000er Jahren (II)
2002-2014, zusammen 75 Min. 16mm, 35mm und DCP. OF
Erfolge auf Festivals feierten beispielweise COSMETIC EMERGENCY, die Collage-Filme von Larry Jordan, eine Arbeit vom australischen Filmemacher Richard Tuohy, die Stadtportraits ANOTHER VOID und QUEEN’S QUAY sowie durch Farbmalerei abstrahierte Werke. UN RÊVE, der letzte Film von Patrick Bokanowski, beschließt die Archiv-Schau.
Eingeführt von Louise Burkart
Über Light Cone
Der Filmstock von Light Cone enthält Filme von 1905 bis heute, die Sammlung spiegelt dabei die bedeutendsten Epochen der Geschichte des Experimentalfilms. So sind etwa mit Germaine Dulac und Len Lye bedeutende Filmemacher der 1920er und 1930er Jahre oder mit Christian Boltanski und Paolo Gioli wichtige Vertreter der 1960er und 1970er Jahre enthalten. Außerdem finden sich im Katalog Regisseure des sogenannten Lettrismus, z.B. Maurice Lemaître, des found-footage, z.B. Martin Arnold, oder auch des Animationsfilms, z.B. Robert Breer. Light Cone archiviert 35mm- und 16mm-Filme, aber auch Videos und digitale Dateien, die weltweit – in ihrem jeweiligen Originalformat – verliehen werden.
Eine Veranstaltung des Filmkollektiv Frankfurt in Kooperation mit Deutsches Filminstitut – DIF e.V.
Unterstützt mit Mitteln der Hessischen Filmförderung
Mit besonderem Dank an Christophe Bichon (Light Cone)