“Videoknüppel” – BETTGEKNISTER, SEXGEFLÜSTER

Videoknüppel 1

OT: Porno lui erotica lei
Italien 1981, 75 Minuten, Farbe, dt. Fassung, Digital, Regie und Buch: Mario Siciliano, Darsteller: Karin Well, Eugenio Gramignano, Mark Shannon, Guia Lauri Filzi

In den frühen Morgenstunden eines jeden Hofbauer-Kongresses wird irgendwann der unvermeidliche, weil lautstark eingeforderte “Videoknüppel” aus dem Sack gerufen und fegt für eineinhalb aufreizend in schäbig-schummerige VHS-Texturen gehüllte Stunden über unsere gleichermaßen berauschten wie erschöpften Zuschauer hinweg.

Videoknüppel 2

Videoknüppel, das ist: die grenzenlose, bizarre und erbarmungslose Pracht der 80er – ihrer Inneneinrichtungen, ihrer Mode und ihrer wahlweise in Cellophan oder Packpapier gekleideten, aufgetakelten Leinwanderotik. Videoknüppel, das ist: das schönste und das ein- wie aufdringlichste, was es an Synthie-Pop geben kann. Videoknüppel, das sind: von ihrem Begehren aufgescheuchte Menschen, die dem Irrtum erliegen, dass Gefühle einfach seien und dann in der ausschweifenden Begrenzung erregend schlichter, unbehauener Filmbilder, die dem Röhrenfernseher näher stehen als der Kinoleinwand, das Leben und Lieben erlernen müssen. Videoknüppel, das ist: wissender Schmerz und ordinäre Verzückung. Videoknüppel, das sind: billige Synchronisationen, deren entrückte Diktion den ewigen Krieg zwischen Schein des Kinos und Sein in der Welt in ein Delirium der perzeptiven Ambivalenz treiben.

Videoknüppel 3

BETTGEKNISTER, SEXGEFLÜSTER, das ist: heimatloses Bindeglied zwischen dem Panache der 1970er-Kino-Sexploitation und der aufregenden Nutzlosigkeit des 80er-Videotheken-Dschungels. BETTGEKNISTER, SEXGEFLÜSTER, das ist: eine kümmerlich erzählte Mär kümmerlicher Entsagungen und noch kümmerlicherer Erfüllungen. BETTGEKNISTER, SEXGEFLÜSTER ist bevölkert von Trüblinen und Trüblingen, die sich nach eurer Liebe sehnen. BETTGEKNISTER, SEXGEFLÜSTER, das ist: der Überlebenskampf des Lichts in einem Ozean der Finsternis. BETTGEKNISTER, SEXGEFLÜSTER, das ist: Film am Abgrund und Freude im Kino.

Aufrisstext: Hofbauer-Kommando