OT: JEUNESSE PERDUE
Schweden 1961, 77 Min., dF, 35mm, Regie: Akramzadeh, Darsteller: Akramzadeh, Anna Longlands, Britt Leonhard
Das in London gedrehte schwedische Werk des Iraners Akramzadeh, der in seinem einzigen Kinofilm kurzerhand Regie, Buch, Hauptrolle und womöglich auch Produktion in Personalunion übernahm. Ein Mysterium der Filmgeschichte – in der Originalfassung verschollen und einzig in der zeitgenössischen deutschen Kinofassung überliefert. Wir zögern nicht lange, wenn wir die Kopie eines solchen Films angeboten bekommen. Aufgrund einiger Unkenrufe und in eigener Unkenntnis vorsichtig als „trister Überraschungsfilm“ im Juli 2013 beim Hofbauer-Kongress in Nürnberg gezeigt, feierte der zuvor nicht einmal in der IMDb verzeichnete Film prompt eine alles andere als triste, umjubelte Wiederentdeckung und zieht seither durch die Republik – neben wiederholten Aufführungen in Nürnberg und Berlin war er auch in München, Köln und Hamburg bereits zu sehen. Keine Frage, dass diese zentrale Entdeckung des Hofbauer-Kommandos nun auch beim Sondergipfel in Frankfurt nicht fehlen darf, um endlich seine südwestdeutsche Wiederaufführung zu erleben. Ein krudes Schelmenstück, das sich allen Kategorisierungen entzieht.
“Für Mustafa sind der Tag und die Vorlesungen ein leider notwendiges Übel. Die Nacht und ihre Verlockungen dagegen, sind sein wirkliches Leben. Mädchen bedeuten für ihn alles! Sie sind für ihn die Erfüllungen seines verworrenen Lebensbildes. Wahllos und mit grenzenloser Unbekümmertheit jagt er ihnen nach und stürzt sich in zweifelhafte Abenteuer.”: So umreißt der charmant-rustikale und zeittypisch moralisierende deutsche Off-Kommentar den Lebenswandel des persischen Medizinstudenten Mustafa, der die Lehrbücher unterm Bett versteckt und sich lieber durch das Nachtleben von Soho treiben lässt, dessen Attraktionen der Film ausgiebig zelebriert: Eine Flamenco-Show, eine karibische Trommeleinlage, ein indischer Tanz und auch eher klassische Cabaret-Nummern sind dabei. Doch vor allem haben es ihm zwei junge Schwedinnen angetan, mit denen er anbandelt. Mustafas sorgloser Müßiggang geht jedoch nicht lange gut: Die Universität droht mit Exmatrikulation, die Eltern in der fernen Heimat wollen sein Lotterleben nicht länger finanzieren und obendrein kündigt sich auch noch ungewollter Nachwuchs an…
Aufrisstext: Hofbauer-Kommando