BRD 1967, 62 Minuten, s/w, 35mm, Regie und Buch: Julius Hofherr, Darsteller: Anne Famos, Gregor Uhlberg
Tanja – blond, anmutig, tierlieb – studiert Biologie und hat sich für die Semesterferien hohe Ziele gesetzt: die Tierwelt auf einer unberührten kleinen Insel in einem bayerischen Bergsee will observiert und dokumentiert werden. Und weil’s im stillen Grün gar so lauschig ist, der Sommer sich von seiner Sonnenseite zeigt und sich Büstenhalter flugs im Dickicht verfangen, kann auf Bekleidung eigentlich auch verzichtet werden. Die Eintracht von Mensch und Natur war selten freudvoller, doch warum trägt die Teufelsinsel einen so düster dräuenden Namen?
Leichtfüßig zwischen der Andeutung eines Nudisten- und der Umsetzung eines Tierfilms osziliert dieses herzensgute kinematographische Etwas, das die wilden Versprechungen seines verwegenen Titels so gar nicht einhalten möchte. Stattdessen entführt das “aufreizend beschränkte” (Filmdienst) Werk, über dessen Herkunft nichts bekannt ist, auf einen grenzhypnotischen Waldspaziergang, von dem sich der Berliner Filmkritiker Thomas Groh 2012 anlässlich der Kongress-Erstaufführung in Nürnberg an die Filme von Apichatpong Weerasethakul erinnert fühlte. Deutscher Erzählgeist in putzigen Reimen trifft auf kontemplative Aktfotografie, doch im tiefsten Innern ist der Film viel zu hingerissen von Eichhörnchen, Kröten, Dachsen und der Vogelwelt, um sich ernstlich für das nackte Mädchen zu interessieren, das inmitten dieses bescheidenen Paradieses behutsam durchs Schilf watet. Ein Film von einem anderen Stern.
Aufrisstext: Hofbauer-Kommando