Samstag, 6. August:
Thema: Diskriminierung
20 Uhr:
AFRICA ADDIO (Gualtiero Jacopetti und Franco Prosperi, Italien 1966), 35mm, Farbe, 140′, DF – Dokumentarfilm
Filmforum Höchst
AFRICA ADDIO ist ein Pseudo-Dokumentarfilm aus der sogenannten Mondo-Serie, in dem die Filmemacher Gualtiero Jacopetti und Franco Prosperi unverblümt ihre Meinung kundtun, das postkoloniale Afrika sei dem Untergang geweiht. In ihrem unverschämten, aber durchdachten Werk montieren sie einerseits chaotische Situationen nach dem Weggang der Europäer, Grausamkeiten an Tieren und Menschen sowie gewaltsame Konflikte zwischen Befürwortern und Gegnern des Kolonialismus – um stets Südafrika und das Apartheid-Regime als Vorbild zu stilisieren…
Jacopetti bekam sogar noch vor Fertigstellung des Films Schwierigkeiten mit der Justiz: Da er die Erschießung eines kongolesischen Jungen gefilmt hatte und sich hartnäckig das Gerücht hielt, er hätte das Erschießungskommando an einen Ort dirigiert, wo die Lichtverhältnisse für die Kamera günstiger waren, wurde er vor ein italienisches Gericht gestellt. Er wurde jedoch freigesprochen, denn das Gericht hielt es für erwiesen, dass er nur das gefilmt hatte, was sich auch ohne sein Zutun ereignet hätte.
Die Erstaufführung des Films, der mit von der FSK gewünschten Änderungen in die deutschen Kinos kam, fand seinerzeit in Frankfurt am Main statt. Linke Studentengruppen versuchten hier mittels Flugblättern und einer Diskussionsveranstaltung des Club Voltaire das falsche Geschichtsbild des Filmes zu korrigieren. Die Proteste im Rest der Republik, besonders in Westberlin, waren weitaus gravierender: Kinos wurden zerstört und Massendemonstrationen organisiert. Tatsächlich wurde der Film daraufhin (zumindest vorübergehend) vom Verleih abgesetzt.