Samstag, 27. August:
Thema: Sexuelle und körperliche Gewalt
19 Uhr:
PEEPING TOM (Michael Powell, Großbritannien 1961), 35mm, Farbe, 101′, OV
Studierendenhaus auf dem Campus Bockenheim
Der Kameramann Mark Lewis (gespielt von Karlheinz Böhm) hat ein eigenartiges Hobby: Zum Feierabend trifft er sich mit Frauen, um sie dann vor laufender Kamera unverhofft in Todesangst zu versetzen und ihr Entsetzen und Leid auf Film festzuhalten… Die Qualität manch eines Films von Regisseur Michael Powell wurde seinerzeit verkannt, doch mit PEEPING TOM erlebte Powell regelrecht ein Fiasko. Schon vom Premierenpublikum wurden er und sein Hauptdarsteller wie Aussätzige behandelt und die Filmpresse schmetterte regelrechte Hasstiraden gegen den Regisseur, der sie (so gekonnt) mit dem Grauen und der Perversion konfrontiert hatte. Dieser Schock sollte in der Rezeption alle künstlerische Qualität dieses Meisterwerks überdecken, das Powell trotz geringem Budget gezaubert hatte: Das ausgeklügelte Drehbuch und die sorgfältige Licht- und Tongestaltung ergeben eine sensible Studie über einen Serienmörder, deren unheimlicher Horror sich in einem seinerzeit ungewohnt alltäglichen Setting entfaltet.
Tatsächlich war nicht nur die Karriere von Powell, sondern auch von Böhm mit dieser Produktion auf Eis gelegt – den liebenswerten Sissi-Darsteller wollte man keinesfalls in der Rolle eines perversen Frauenmörders sehen. Erst Jahrzehnte später würdigte man PEEPING TOM entsprechend und feiert ihn heute nicht nur als einen der besten Filme Powells, sondern der britischen Filmgeschichte überhaupt.