Werkschau Yves Boisset

Der politische Thriller der 1960er und 1970er Jahre griff in vielen nationalen Kinematographien die Unruhen einer politischen Umbruchszeit auf, die geprägt war von tiefgreifender Verunsicherung gegenüber Staat und Gesellschaft. Neben US-amerikanischen Genrevertretern von Alan J. Pakula oder John Frankenheimer erblühte vor allem im italienischen und französischen Kino eine markante Spielart des politischen Spannungskinos, das pessimistische Bilder einer von Korruption und Machtmissbrauch zerfressenen Gesellschaft zeichnete.

In Frankreich etablierte sich der Regisseur Yves Boisset als besonders kritische Stimme im Kino seiner Zeit. Seine radikal politische Missstände anklagenden Filme kamen oft mit der Zensur in Konflikt, und waren teils sogar von Aufführungsverboten bedroht. Das trotz internationaler Erfolge bis heute eher marginalisierte filmische Schaffen Boissets verbindet sein gesellschaftskritisches Engagement dabei auf einzigartige Weise mit der Dynamik des Actionfilms, und verkörpert damit geradezu exemplarisch ein politisches Genrekino. Die Thematisierung von (polizei-)staatlicher Repression, einer korrupten Politik, aber auch von Rassismus (Dupont Lajoie, 1975), Geschlechterkonflikten (La travestie, 1988) und massenmedialer Monopolisierung (Le prix du danger, 1983) verleiht den Filmen Boissets eine bis heute anhaltende Brisanz, und zeichnet den Filmemacher als einen der vielseitigsten Gesellschaftskritiker des europäischen Kinos aus.

Die Reihe “Cinéma du combat – Das politische Genrekino von Yves Boisset” präsentiert mit einer Auswahl von 14 Spielfilmen – ausnahmslos in 35mm-Kopien – einen umfassenden Einblick in Boissets Kinofilm-Karriere zwischen 1968 und 1991. Die Vorstellungen finden im Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum im August 2022 statt (Schwerpunktwochenende: 11. bis 14. August) und werden von filmhistorischen Einführungen begleitet.

Sebastian Schwittay, Filmkollektiv Frankfurt e.V.

Filmprogramm

Mittwoch, 3. August 2022

18:00 Uhr – Coplan sauve sa peau / Der Teufelsgarten (F/I/TR 1968) – 35mm, deutsch

Samstag, 6. August 2022

20:30 Uhr – Espion, lève-toi / Der Maulwurf (F/CH 1982) – 35mm, OmU

Dienstag, 9. August 2022

20:30 Uhr – L’attentat / Das Attentat (F/I/BRD 1972) – 35mm, OmU

Mittwoch, 10. August 2022

20:30 Uhr – Bleu comme l’enfer / Das Blau der Hölle (F 1986) – 35mm, OmU

Donnerstag, 11. August 2022

18:00 Uhr – Un condé / Ein Bulle sieht rot (F/I 1970) – 35mm, OmU

Mit Einführung: Udo Rotenberg

20:30 Uhr – Canicule / Dog Day – Ein Mann rennt um sein Leben (F 1984) – 35mm, OmU

Mit Einführung: Christoph Draxtra

Freitag, 12. August 2022

17:30 Uhr – Allons z’enfants / Kinder für das Vaterland (F 1981) – 35mm, OmeU

20:00 Uhr – Folle à tuer / Zum Freiwild erklärt (F/I 1975) – 35mm, OmeU

Mit Einführung: Christoph Huber (Österreichisches Filmmuseum)

22:30 Uhr – La travestie (F 1988) – 35mm, OmeU

Samstag, 13. August 2022

16:00 Uhr – Le saut de l’ange / Kommando Cobra (F/I 1971) – 35mm, deutsch

Mit Einführung: Antonio Mariani

20:15 Uhr – Dupont Lajoie / Monsieur Dupont – Zwischenfall an der Côte d’Azur (F 1975) – 35mm, OmU

Mit Einführung: Christoph Huber (Österreichisches Filmmuseum)

22:30 Uhr – La tribu / Dark Line – Im Koma auf dem Weg ins Jenseits (F 1991) – 35mm, OmU

Sonntag, 14. August 2022

18:00 Uhr – Le juge Fayard dit ‚Le Shériff‘ / Der Richter, den sie Sheriff nannten (F 1977) – 35mm, OmU

20:30 Uhr – Le prix du danger / Kopfjagd – Preis der Angst (F/YU 1983) – 35mm, OmU

Mit Einführung: Bilquis Castaño Manias

Wiederholungen:

Di, 16. August, 20:30 Uhr: Le prix du danger / Kopfjagd – Preis der Angst

Do, 18. August, 18:00 Uhr: Espion, lève-toi / Der Maulwurf

Sa, 20. August, 22:30 Uhr: Canicule / Dog Day – Ein Mann rennt um sein Leben

Do, 25. August, 18:00 Uhr: Dupont Lajoie / Monsieur Dupont – Zwischenfall an der Côte d’Azur

So, 28. August, 20:00 Uhr: Le juge Fayard dit ‚Le Shériff‘ / Der Richter, den sie Sheriff nannten

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Ort: Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum (Schaumainkai 41, 60596 Frankfurt am Main)

Einzelkarte: 8 Euro (ermäßigt 6 Euro)

Dauerkarte Schwerpunktwochenende (11.-14. August): 60 Euro

Wir empfehlen eine Reservierung unter: kontakt@filmkollektiv-frankfurt.de

Eine Veranstaltung des Filmkollektiv Frankfurt – Projektionsraum für unterrepräsentierte Filmkultur e.V. in Kooperation mit dem DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum. Unterstützt von der Hessen Film und Medien GmbH.

Herzlichen Dank an: Andreas Beilharz & Natascha Gikas (DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum), Bilquis Castaño Manias, Gary Vanisian, Karina Vanisian, Christoph Huber (Österreichisches Filmmuseum), Christoph Draxtra, Udo Rotenberg